Donnerstag, 23. Juni 2011

Alte Menschen im Strassenverkehr

Ich möchte ein Thema anschneiden, das uns alle früher oder später betrifft: alte Menschen hinterm Steuer. Da wir bekanntlich nicht jünger werden, ist es ratsam, sich besser früh als spät mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Nein, nicht ratsam – notwendig!

Zum Einstieg sei ein Zitat Goethens erlaubt, welches das Thema des Generationenwechsels schön aufzeigt:

„Der Jüngling kämpft, damit der Greis geniesse.“ – Johann Wolfgang Goethe

Das Thema Auto ist im Zitat zwar nicht angesprochen – Wie auch? – allerdings kann hier der Kampf auch auf den Strassenverkehr ausgeweitet werden. Wer hat es nicht schon erlebt, dass eine sonnige Ausfahrt ins Blaue mit hohem Blutdruck hinter einem Sonntagsfahrer endet, der sich schnell als grenzwertig zurechnungsfähiger Greis entpuppt. Die Frustration ist auf beiden Seiten gross, da die alte Person mit den Nerven nicht so gut zu Wege ist und das ständige Gehupe das schon angeschlagene Gehör noch weiter schädigt. Ausserdem lenkt das aufgeregte Fuchteln mit den Händen zusätzlich vom Autofahren ab. Es wäre also nicht mehr als im eigenen Interesse der betroffenen Gruppe, wenn sie die Strassen kampflos aufgeben.

Nun werden sich natürlich die Alten wehren mit den bekannten Argumenten: „Wir haben diese Strassen gebaut, also dürfen wir sie auch benutzen!“ „Wir bezahlen mit unseren Steuern schon sehr viel länger die Infrastruktur.“ „Wir waren es, die 1945 die Schweiz vor dem Einmarsch der Nazis bewahrt haben und Ihr wollt uns jetzt das Autofahren verbieten?“

Solchen Argumenten kann allerdings gelassen entgegen getreten werden. Wer sich nicht erinnern kann, was er heute Morgen zum Frühstück hatte oder ein Glas trinken, ohne dass die Hälfte des Inhalts auf der Strickjacke landet, stellt ohne Frage ein immenses Sicherheitsrisiko dar. Dies bestätigt sich auch nach einem Blick in die Medien. Immer wieder tauchen Berichte auf, wie Gas- und Bremse verwechselt werden oder abbiegende Wagen übersehen werden. Hinzu kommen die Einschränkung der motorischen Fähigkeiten und des Bewegungsapparats, was ein dynamisches Fahren verunmöglicht.

Darauf möchte ich es jedoch noch nicht beruhen lassen. Es gibt einen weiteren wichtigen Sicherheitsfaktor, den ich im Zuge meiner „Sichere Strassen für Raser!“-Kampagne identifiziert habe und ebenfalls hier aufführen möchte: Das Tempolimit. Es ist nicht zu verantworten, dass diese künstlichen und völlig willkürlichen Begrenzungen die Sicherheit beeinträchtigen. Denn nur wer schnell fährt, fährt auch sicher. So kann etwa der Rückspiegel vernachlässigt werden und die gesamte Aufmerksamkeit dem Verkehr vor einem gewidmet werden. Auch viele prekäre Situationen, wie sie im alltäglichen Verkehr immer wieder auftauchen, können gemieden werden, da man sich zum Zeitpunkt des prekär-werden der Situation schon lange an einem anderen Ort befindet. Ich plädiere deshalb im Strassenverkehr für vermehrt natürliche Limiten, wie etwa die der Physik.

Doch zurück zu meinem eigentlichen Thema, den Alten. Abgesehen von den bereits aufgeführten Sicherheitsrisiken gibt es bei diesem Thema eine weitere Komponente: Wir haben es auch mit einem anhaltenden Konflikt der Generationen zu tun, den die Jungen nur verlieren können. Denn leider ist uns allen schmerzlich bewusst, dass der Glanz der Jugend schnell verflogen ist und wir selbst als greise Hindernisse auf der Strasse enden. Lasst uns also die Zeit nutzen, die wir haben und nehmen den Alten Menschen ihren Führerschein weg, solange wir noch können. Carpe Diem!

Bindungsangst

Ich möchte heute den Versuch wagen, ein Phänomen zu erforschen, das sich langsam aber sicher zu einem chronischen gesellschaftlichen Problem entwickelt. Bei diesem Phänomen handelt es sich um die Unfähigkeit oder Angst, sich verbindlich zu bekennen - sei dies zu seiner Frau oder, wem es gefällt, zu seinem Mann. Gut - seien wir ehrlich: allzuoft ist es nur verständlich, der Öffentlichkeit den Anhang nicht unbedingt aufzudrängen, nichtsdestotrotz bleibt dieses Problem - die Bindungsunfähigkeit - ein brisantes Thema. Es wirft Fragen auf: Woher kommt die Bindungsangst? Wohin führt sie? Ist sie tatsächlich ein Problem oder kann sie auch als Chance wahrgenommen werden?

Ich möchte in die Beantwortung dieser Fragen mit einem Zitat einsteigen, dass mir mein Vater seit meiner frühen Kindheit geradezu eingebläut hat: 'Junggesellen wissen mehr über Frauen. Wenn es nicht so wäre, wären sie verheiratet.' Nun, genau genommen hat er eigentlich gesagt: 'Verlieb Dich oft, verlob Dich selten, heirate nie.', ich bin aber der Meinung, dass dieser unverblümten Direktheit etwas die Eleganz fehlt. Wie dem auch sei, er hat geheiratet und ich deute die Tatsache, dass er dieses Zitat in meine Erziehung einfliessen liess, als eine Art stiller Protest gegen verbindliche Bindung.

Woher kommt nun diese Bindungsangst? Zu Begriff ‚Bindung‘ meint Duden: bindende Beziehung, Gebundensein, Verpflichtung. Und damit hätten wir die erste Frage ja auch schon geklärt. Die zweite Frage – Wohin führt Bindungsangst? – damit genaugenommen auch: zu Verpflichtung.

Um diese komplexen Zusammenhänge besser zu verstehen, möchte ich Euch kurz das Naturell des Mannes erklären. Es gibt nichts, was ein freiheitsliebender, in der Blüte seines Lebens stehender junger Mitzwanziger fürchtet – ausser Verpflichtung. Dieses üble Wort assoziiert er mit Dingen wie Steuern, Alimenten, Waschtagen und Sonntagsbesuchen bei der Verwandschaft. Das ist tief in seiner Seele verwurzelt und beruht auf Urinstinkten, die bis in die Steinzeit zurückreichen. Damals haben die Frauen das Feuer erfunden, um in der Höhle eine häusliche Atmosphäre zu schaffen. Der Mann erfand daraufhin das Rad, um schneller fliehen zu können.

Selbstredend birgt diese Bindungsangst Risiken. So kann etwa das soziale Leben stark leiden, indem gewisse Verwahrlosungserscheinungen auftreten. Solche negativen Seiten breitzutreten, würde aber den Rahmen dieser Analyse sprengen. Ich möchte deshalb vielmehr allfällige Chancen aufzeigen, die dieses hochkomplexe Phänomen mit sich bringen kann.

Der positive Effekt der Bindungsangst liegt auf der Hand: Freiheit. Und damit möchte ich schliessen, da bei einem Begriff wie ‚Freiheit‘ im Allgemeinen ein Konsens über dessen hart erkämpfte und positive Bedeutung vorliegt. Und Konsens erzeugt eine Art von Zusammengehörigkeitsgefühl, das ich sehr schätze: es ist frei von von Bindung.