Donnerstag, 23. Juni 2011

Bindungsangst

Ich möchte heute den Versuch wagen, ein Phänomen zu erforschen, das sich langsam aber sicher zu einem chronischen gesellschaftlichen Problem entwickelt. Bei diesem Phänomen handelt es sich um die Unfähigkeit oder Angst, sich verbindlich zu bekennen - sei dies zu seiner Frau oder, wem es gefällt, zu seinem Mann. Gut - seien wir ehrlich: allzuoft ist es nur verständlich, der Öffentlichkeit den Anhang nicht unbedingt aufzudrängen, nichtsdestotrotz bleibt dieses Problem - die Bindungsunfähigkeit - ein brisantes Thema. Es wirft Fragen auf: Woher kommt die Bindungsangst? Wohin führt sie? Ist sie tatsächlich ein Problem oder kann sie auch als Chance wahrgenommen werden?

Ich möchte in die Beantwortung dieser Fragen mit einem Zitat einsteigen, dass mir mein Vater seit meiner frühen Kindheit geradezu eingebläut hat: 'Junggesellen wissen mehr über Frauen. Wenn es nicht so wäre, wären sie verheiratet.' Nun, genau genommen hat er eigentlich gesagt: 'Verlieb Dich oft, verlob Dich selten, heirate nie.', ich bin aber der Meinung, dass dieser unverblümten Direktheit etwas die Eleganz fehlt. Wie dem auch sei, er hat geheiratet und ich deute die Tatsache, dass er dieses Zitat in meine Erziehung einfliessen liess, als eine Art stiller Protest gegen verbindliche Bindung.

Woher kommt nun diese Bindungsangst? Zu Begriff ‚Bindung‘ meint Duden: bindende Beziehung, Gebundensein, Verpflichtung. Und damit hätten wir die erste Frage ja auch schon geklärt. Die zweite Frage – Wohin führt Bindungsangst? – damit genaugenommen auch: zu Verpflichtung.

Um diese komplexen Zusammenhänge besser zu verstehen, möchte ich Euch kurz das Naturell des Mannes erklären. Es gibt nichts, was ein freiheitsliebender, in der Blüte seines Lebens stehender junger Mitzwanziger fürchtet – ausser Verpflichtung. Dieses üble Wort assoziiert er mit Dingen wie Steuern, Alimenten, Waschtagen und Sonntagsbesuchen bei der Verwandschaft. Das ist tief in seiner Seele verwurzelt und beruht auf Urinstinkten, die bis in die Steinzeit zurückreichen. Damals haben die Frauen das Feuer erfunden, um in der Höhle eine häusliche Atmosphäre zu schaffen. Der Mann erfand daraufhin das Rad, um schneller fliehen zu können.

Selbstredend birgt diese Bindungsangst Risiken. So kann etwa das soziale Leben stark leiden, indem gewisse Verwahrlosungserscheinungen auftreten. Solche negativen Seiten breitzutreten, würde aber den Rahmen dieser Analyse sprengen. Ich möchte deshalb vielmehr allfällige Chancen aufzeigen, die dieses hochkomplexe Phänomen mit sich bringen kann.

Der positive Effekt der Bindungsangst liegt auf der Hand: Freiheit. Und damit möchte ich schliessen, da bei einem Begriff wie ‚Freiheit‘ im Allgemeinen ein Konsens über dessen hart erkämpfte und positive Bedeutung vorliegt. Und Konsens erzeugt eine Art von Zusammengehörigkeitsgefühl, das ich sehr schätze: es ist frei von von Bindung.

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